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Verleihung des Justus Bier Preises für Kurator*innen – Auszeichnung des Ausstellungsprojekts If the Berlin Wind Blows My Flag

Dienstag, 7. Mai 2024, 19:00 Uhr

Gespräch
Veranstaltung vor Ort

Mit einer Laudatio von Stephan Berg (Juryvorsitzender, Intendant Kunstmuseum Bonn) und anschließendem Gespräch mit Nóra Lukács und Melanie Roumiguière (Kuratorinnen), moderiert von Thomas Wagner (Kritiker, Honorarprofessor für Kunstgeschichte an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg)

Der mit 5.000 € dotierte Justus Bier Preis für Kurator*innen geht in diesem Jahr an die Kuratorinnen Nóra Lukács und Melanie Roumiguière zusammen mit dem Projektteam (Layla Burger-Lichtenstein, Projektleitung, Neuer Berliner Kunstverein; Krisztina Hunya, Co-Kuratorin Neuer Berliner Kunstverein; Yolanda Kaddu-Mulindwa, Co-Kuratorin Galerie im Körnerpark; Malte Giesen und Angela Lammert, Co-Kurator*innen Veranstaltungsprogramm Akademie der Künste; Kaspar Aebi und Natalie Keppler, Co-Kurator*innen Filmprogramm).


Ausgezeichnet werden sie für das Ausstellungsprojekt und die Publikation If the Berlin Wind Blows my Flag. Kunst und Internationalisierung vor dem Mauerfall (14. September 2023 – 14. Januar 2024).


Aus der Begründung der Jury:


„Der Justus Bier Preis widmet sich Ausstellungsprojekten und Publikationen, die durch eine originelle Themenstellung und eine fundierte fachliche Aufarbeitung beeindrucken. Nach Ansicht der Jury verbindet das Projekt If the Berlin Wind Blows My Flag. Kunst und Internationalisierung vor dem Mauerfall, das der Neue Berliner Kunstverein (n.b.k.) in Kooperation mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD entwickelt hat, beides auf exemplarische Weise.


If the Berlin Wind Blows My Flag lenkt den Blick anhand der Geschichte des Berliner Künstlerprogramms (BKP) auf die vielfältigen künstlerischen Szenen im West-Berlin vor dem Mauerfall. Dabei wurden institutionelle Handlungsformen zur Debatte gestellt, vergangene und aktuelle künstlerische Projekte in einem stadtgeschichtlichen und kunsthistorischen Kontext reflektiert.


Ein Großteil der gezeigten Werke stammt aus Sammlungen Berliner Institutionen und Galerien, deren Bestände nicht selten durch die Mitwirkung an den Aktivitäten des BKP geprägt wurden. Um das Archiv als künstlerischen Resonanzraum zu aktivieren, wurden über das Historische hinaus in Berlin lebende Künstler*innen und Fellows eingeladen, geschichtliche Zusammenhänge aus gegenwärtiger Perspektive zu kommentieren. Vieles von dem, was in der Ausstellung präsentiert wird, belegt, wie attraktiv, wie lebendig und auf welch neugierige und anregende Weise die Berliner Szenen in Sachen Kunst, Literatur, Musik etc. untereinander vernetzt waren – und wie vieles weitergewirkt hat. Geschichte wird hier somit nicht abstrakt als offiziöse Großerzählung vorgestellt, sie wird vielmehr als ein (in West-Berlin gleichsam zwischen den Zeiten entstandenes) provisorisches Kontinuum begreifbar. Das Projekt erinnert also nicht nur an mehr oder weniger anregende künstlerische Positionen; es bezieht auch die politischen Implikationen des Austauschs und der Internationalisierung mit ein: Welche Rolle spielte das Berliner Künstlerprogramm in Zeiten des Kalten Krieges? Welche Ein- und Ausschlussmechanismen waren wirksam? Welche Bedeutung gewann der öffentliche Raum für Diskussionen und die Teilhabe an künstlerischen Positionen und Prozessen? Und schließlich: Was davon wirkt bis heute nach?


Konsequenterweise wurde If the Berlin Wind Blows My Flag als Kooperationsprojekt realisiert. Unterschiedliche Aspekte wurden an drei verschiedenen Orten – im n.b.k., in der daadgalerie und in der Galerie im Körnerpark – präsentiert; Veranstaltungen in der Akademie der Künste und an weiteren Orten beleuchteten die kulturpolitische Ausrichtung und die verschiedenen Rollen, die das Programm während des Kalten Krieges spielte.


Die Jury hat mit der Vergabe des Justus Bier Preises 2024 an If the Berlin Wind Blows My Flag diesmal – auch um dem Wandel auf diesem Feld gerecht zu werden – ein Ausstellungsprojekt ausgezeichnet, das nicht von einem gedruckten Katalog, sondern von einem kostenlos als pdf herunterzuladenden Booklet begleitet wird.“



Die Preisverleihung findet am 7. Mai 2024 um 19 Uhr im Neuen Berliner Kunstverein statt.

In deutscher Sprache

Eintritt frei



Der Justus Bier Preis für Kurator*innen

 

Der mit 5.000 € dotierte Justus Bier Preis wird jährlich verliehen. Er wird getragen von der Helga Pape-Stiftung Jens und Helga Howaldt, Hannover. Mit ihm sollen fachlich und sprachlich herausragende Publikationen in Zusammenhang mit Austel­lungsprojekten aus dem deutschsprachigen Raum ausgezeichnet werden, die sich mit der bildenden Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts befassen. Eine vergleichbare Auszeich­nung für kuratorische Leistungen gab es zuvor nicht. Die Stifter des Preises wie auch die Jury sind der Auffassung, dass die Arbeit von Kurator*innen mehr Auf­merksamkeit verdient, als das heute der Fall ist. Schließlich ist die sprachliche und fachliche Ausein­andersetzung zwischen Kunst und Kurator*in eine der Grundlagen der Arbeit, die in Museum und Aus­stellungshaus geleistet wird. Der Preis geht zurück auf eine Anregung von Dr. Carl Haenlein, Direktor der Kestner Gesellschaft Hannover von 1974 bis 2002.


Teilnehmer*innen


Nóra Lukács ist Kunsthistorikerin und unabhängige Kuratorin. Derzeit promoviert sie mit einem Elsa Neumann Stipendium an der Humboldt-Universität Berlin, wo sie als Gastdozentin Kurse zu Methoden der Archivforschung unterrichtet hat. Gemeinsam mit Melanie Roumiguière konzipierte und kuratierte sie das Forschungs- und Ausstellungsprojekt If The Berlin Wind Blows my Flag. Kunst und Internationalisierung vor dem Mauerfall, das 2023 als Kooperationsprojekt des Neuen Berliner Kunstvereins und des Berliner Künstlerprogramms des DAAD in Kooperation mit der Galerie im Körnerpark und der Akademie der Künste realisiert wurde. Zuvor arbeitete sie für die Museen K20 K21 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf, wo sie Sammlungspräsentationen sowie Ausstellungen mit Pamela Rosenkranz und Alberto Burri kuratierte und im Rahmen des Forschungsprojekts museum global und der resultierenden „Mikrogeschichten einer ex-zentrischen Moderne“ die Präsentation von Amrita Sher-Gil und Niko Pirosmani verantwortete. Bevor sie nach Deutschland zog, arbeitete Lukács unter anderem für das Goethe-Institut Budapest und das Modem Art Center in Debrecen und initiierte Projekte von Igor Metropol Budapest, einem unabhängigen Kunstverein, dessen Gründungsmitglied und Vorstandsmitglied sie ist. Lukács studierte Kunstgeschichte und Kulturwissenschaften in Budapest und Berlin und absolvierte ein postgraduales Programm in Beirut und Jerewan.


Melanie Roumiguière ist Kulturwissenschaftlerin und Kuratorin und leitet die Abteilung Bildende Künste des Berliner Künstlerprogramms des DAAD. In diesem Zusammenhang realisierte sie u. a. Ausstellungen mit Iman Issa, Paola Yacoub, Renée Green, Zinny/Maidagan, Saba Innab und Malgorzata Mirga Tas. Sie initiierte und konzipierte das Projekt zur Erschließung und Digitalisierung des Archivs des Berliner Künstlerprogramms und bildete damit die Grundlage für die Zugänglichmachung des Archivs und die Aufarbeitung der Institutionsgeschichte des Residenzprogramms aus kritischer Perspektive. Gemeinsam mit Nóra Lukács entwickelte und kuratierte sie das Forschungs- und Ausstellungsprojekt If The Berlin Wind Blows My Flag. Kunst und Internationalisierung vor dem Mauerfall, das 2023 als Kooperationsprojekt des Neuen Berliner Kunstvereins und des Berliner Künstlerprogramms des DAAD in Kooperation mit der Galerie im Körnerpark und der Akademie der Künste realisiert wurde. Sie arbeitete als Kuratorin und Ausstellungsleiterin im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwartskunst – Berlin, wo sie Teil des Kurator*innenteams des Projekts Hello World. Revision einer Sammlung war und u. a. Ausstellungen mit Mariana Castillo Deball, Michael Beutler und Gülsün Karamustafa verantwortete. Sie ist die Herausgeberin der ersten umfassenden Monografien zum Werk von Mariana Castillo Deball, Gülsün Karamustafa und Minerva Cuevas. Bevor sie zum Hamburger Bahnhof kam, war sie als kuratorische Assistentin für die documenta 13 in Kassel und am MACBA in Barcelona tätig. In beratender Funktion ist sie Teil verschiedener Projekte, Jurys und Gremien im Bereich zeitgenössischer Bildender Kunst, wie etwa am Museum für bildende Kunst Leipzig, dem ZKU oder dem Künstlerhaus Bethanien.


Thomas Wagner ist Kritiker und Honorarprofessor für Kunstgeschichte an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. Schon während des Studiums arbeitete er als Kunstkritiker und freier Journalist, ab 1986 war er freier Mitarbeiter des Feuilletons der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. 1991 trat er als Redakteur für Bildende Kunst in die Feuilleton-Redaktion der F.A.Z. ein, wo er bis 2007 als leitender Redakteur für Bildende Kunst und Design zuständig war. Ab 2008 arbeitet er als Autor, Kunstkritiker und Kolumnist u. a. für das Kunstmagazin art, Die Welt, F.A.Z., AD, Architektur&Wohnen, md – Interior, Design, Architecture. Von 1995 bis 1997 war Thomas Wagner Gastprofessor für Kunstwissenschaft an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, wo er seit 1999 als Honorarprofessor lehrt. Von 2000 bis 2004 war er Mitglied der Kommission der Universität der Künste Berlin zur Konzeption eines Studiengangs Kulturjournalismus (Master of Arts). Thomas Wagner ist Mitglied des Internationalen Kunstkritikerverbandes AICA, Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Designtheorie und -forschung DGTF. Er war und ist Mitglied zahlreicher Jurys, u.a. der Ankaufskommission des Bundes, der Ankaufskommission des Kunstmuseums Liechtenstein, der Jury zur Vergabe des Kurt-Schwitters-Preises in Hannover, des Stipendiums junge Kunst im Kunsthaus Essen, des mfi-Preises für Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum, des Maecenas-Preises des Arbeitskreises selbständiger Kulturinstitute ASKI und des Justus-Bier-Preises für Kuratoren. Seit 2005 ist er Stiftungsrat der Roswitha-Haftmann-Stiftung in Zürich, die den höchstdotierten europäischen Kunstpreis vergibt.