Joseph Beuys (*1921 in Krefeld †1986 in Düsseldorf) ist einer der einflussreichsten Künstler der Nachkriegszeit. Mit seiner Theorie der sozialen Plastik versuchte er die Kunst aus den Kunstinstitutionen in das Leben zu holen. Der viel zitierte Ausspruch „Jeder Mensch ist ein Künstler“ ist hierbei als Aufruf zu verstehen, dass jeder Mensch schöpferisch tätig werden soll, um an der sozialen Plastik mitzuarbeiten. Dies soll nicht bedeuten, dass jeder Mensch in den klassischen Bildenden Künsten aktiv werden muss, sondern allgemein schöpferisch tätig werden soll. Für Beuys stellt der plastische Prozess hierbei die Grundlage dar, d. h. nach seiner Definition die Bewegung von Chaos, undefinierter Form über Wärme und Rhythmus zu einer festen Form. Hierbei ist die Bewegung in beide Richtungen möglich. Von sozialer Wärme wird in diesem Zusammenhang gesprochen, da nach Beuys die Zeitgenossen in einer erstarrten Form des Denkens verhaftet sind, aus der sie sich lösen müssen. Die Ausweitung der Kunst auf das Leben, indem der plastische Prozess auf die Gesellschaft übertragen wird, führte bei Beuys in logischer Konsequenz in die politische Agitation. In diesem Sinne verlagerte er beispielsweise, als Beitrag auf der documenta V, das Büro der Organisation für direkte Demokratie nach Kassel. In den Arbeiten der Sammlung der Artothek des Neuen Berliner Kunstvereines würdigt Beuys mit Köpcke und Macunias zwei Künstler der Fluxus-Bewegung, der Beuys zu Beginn selbst angehörte.

1961 bis 1972 hatte Beuys eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf inne. Er war mehrfacher documenta-Teilnehmer (1964, 1968, 1972, 1977, 1982) und nahm 1976 an der Venedig Biennale teil. Die erste große Retrospektive fand bereits zu seinen Lebzeiten 1979/1980 im Salomon R. Guggenheim Museum in New York statt. 1986 erhielt er den Wilhelm-Lehmbruck-Preis der Stadt Duisburg. Seine Werke befinden sich in den wichtigsten internationalen öffentlichen und privaten Sammlungen und wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert.