nbk-logo

Bouchra Khalili. In Girum, Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein, 2017 © Foto: n.b.k. / Jens Ziehe

In Girum

23. November 2019 – 31. August 2020


Fassade


Kuratorin: Eva-Maria Gillich


Mit ihrer für die Fassade des Neuen Berliner Kunstvereins entworfenen Arbeit In Girum nimmt Bouchra Khalili Bezug auf das n.b.k. Video-Forum, die älteste und eine der größten Videokunstsammlungen Deutschlands. Khalili interessiert sich insbesondere für das politische und emanzipatorische Potenzial des Mediums. Seit der Einführung der tragbaren Videokamera in den 1960er Jahren können Filmaufnahmen autonom und erschwinglich hergestellt werden. In phosphoreszierenden Lettern zitiert Khalili den Titel eines 35-mm-Films von Guy Debord aus dem Jahre 1978: In girum imus nocte et consumimur igni; übersetzt: „Wir irren des Nachts im Kreis umher und werden vom Feuer verzehrt.“ Mit dem Filmtitel, der auf ein Vergil zugeschriebenes Palindrom zurückgeht, verweist Khalili auf das politische Konzept der Situationistischen Internationale, deren Vordenker Debord war, und auf die von ihm begründete Technik der dérive – einem experimentellen Erkunden der Stadt durch zielloses Umherschweifen. Khalili regt mit dem Zitat ein Nachdenken über Konsumgesellschaft und kapitalistische Entfremdung an, zugleich rückt sie die Interaktion mit dem Stadtraum ins künstlerische Zentrum und spielt auf das kritische Potenzial des Bewegtbildes an.


Bouchra Khalili (*1975 in Casablanca, lebt in Berlin und Oslo) studierte Film Studies an der Sorbonne Nouvelle in Paris und bildende Kunst an der École Nationale Supérieure d’Arts de Paris-Cergy. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u. a. die Columbia’s Institute for Ideas and Imagination Fellowship (2019–2020), den Ibsen Award (2017), den Abraaj Group Art Prize (2014), den Sam Art Prize (2013), das DAAD-Stipendium Berlin (2012) und die Vera List Center for Arts and Politics Fellowship (2011–2013). Einzelausstellungen (Auswahl): Museum of Fine Arts Boston (2019); Jeu de Paume, Paris (2018); Secession, Wien (2018); Museum of Modern Art, New York (2016); Palais de Tokyo, Paris (2015); MACBA Barcelona (2015). Gruppenausstellungen (Auswahl): Kunsthal Charlottenborg, Kopenhagen (2019); MAXXI, Rom (2018); Centre Pompidou, Paris (2018); Deichtorhallen Hamburg (2017); Van Abbemuseum, Eindhoven (2015); The New Museum, New York (2014). Khalili nahm ferner an der documenta 14 (2017) sowie den Biennalen in Marrakesch (2016), Venedig (2013), Moskau (2013), Sydney (2012) und Sharjah (2011) teil.