Conditions of Political Choreography
16. Juni 2017 – 16. Juli 2017
Yochai Avrahami, Yael Bartana, Noam Enbar / Yonatan Levy, Christian Falsnaes, Ohad Fishof / Noa Zuk, Michal Helfman, Leon Kahane, Adam Linder, Antje Majewski, Ohad Meromi, Markus Miessen, Susanne M. Winterling
KuratorInnen: Marius Babias, Sergio Edelsztein, Sophie Goltz, Chen Tamir
Conditions of Political Choreography ist ein Rechercheprojekt und eine Performance-Ausstellung initiiert durch den Neuen Berliner Kunstverein (n.b.k.) in Zusammenarbeit mit dem Center for Contemporary Art (CCA) in Tel Aviv, gefördert von der Kulturstiftung des Bundes. Internationale KünstlerInnen, die mit vielfältigen performativen Strategien arbeiten – aus der bildenden Kunst ebenso wie aus den Bereichen Tanz, Theater und Film – wurden eingeladen, neue Arbeiten zu konzipieren. über einen Zeitraum von vier Wochen präsentieren die KünstlerInnen ihr Werk; jede Woche steht unter einem anderen thematischen Schwerpunkt. Eine räumliche Intervention nach einem Konzept des New Yorker Künstlers und Architekten Ohad Meromi strukturiert den Ausstellungsraum, der zu einem eigenen Territorium und mit jeder Performance neu interpretiert wird. 2016 verband der Architekt und Ausstellungsdesigner Markus Miessen in Tel Aviv die beiden Etagen des CCA-Gebäudes durch eine Quarterpipe-Bühne und ein Bücherdisplay. In Berlin bieten die diskursiven Formate „Space of Debate“ und „Moving Thoughts“ eine Lesbarkeit über den Projekthorizont hinaus.
Während die Frage, wie sich der geteilte Erinnerungsraum zwischen Deutschland und Israel im 21. Jahrhundert vor dem Hintergrund des Holocaust – und nicht nur diesem – darstellt, ein Ausgangspunkt des Projektes ist, versucht Conditions of Political Choreography angesichts eines zunehmenden Rassismus und Populismus in demokratischen Gesellschaften ein Gespür für die Aktualitat von Geschichte herzustellen. Angesichts globaler Migration und lokaler Oppression reflektiert das Projekt mannigfaltige Perspektiven und die Bildung eines transnationalen Gedächtnisses entgegen der Tendenz der Memorialisierung. Das Medium Performance erlaubt hier, ein Territorium gleichzeitig zu markieren und zu verlassen.
Experimentell angelegt in Struktur und Prozess, ist die Performance-Ausstellung Conditions of Political Choreography geprägt durch gemeinsame Recherchen der KünstlerInnen in Tel Aviv und Berlin. Indem sie sich auf verschiedene kulturelle Ansätze von Erinnerungspolitik konzentrieren, finden die KünstlerInnen komplexe Antworten und vielfältige Perspektiven auf die politische Choreographie von heute. Manche beleuchten Geschichtsschreibung, etwa Noa Zuk und Ohad Fishof oder Michal Helfman, sowie historische Verantwortung, wie etwa Noam Enbar und Yonatan Levy. Andere, wie Yochai Avrahami und Antje Majewski, untersuchen die Bildung von territorialen Narrativen über Naturlandschaften und Landwirtschaft, während Yael Bartana, Adam Linder und Susanne M. Winterling Reinigungsrituale und die Neuausrichtung der individuellen Handlungsfähigkeit angesichts von kollektiver Unterdrückung erforschen.
Breitgefächert in ihren Themen und Ansätzen, werfen die künstlerischen Beiträge und begleitenden Diskussionen von Conditions of Political Choreography Fragen über die Grenzen von Zugehörigkeit, künstlerische Disziplinen und auferzwungene Strukturen auf. Das Projekt fordert die KünstlerInnen auf, den vorgegebenen Rahmen zu nutzen, um gegen die Beschränkungen von Architektur und Performance als Medium anzugehen. Was ist der Unterschied zwischen Beherbergt- und Eingehegt-Sein (in einem bestimmten Territorium, durch Geo-Politik)? Kann Zusammenarbeit zum Selbstzweck werden? Wie soll aus eigener Kraft Widerstand entstehen?
Programm
Konzert
Jewdyssee
Freitag, 16. Juni, 20 Uhr
Kongress
#HowDeepIsYourLove?
#ZumZustandDerDeutsch-IsraelischenBeziehungen
Samstag, 17. Juni, 15–20 Uhr
Ralf Balke, Eldad Beck, Nirit Bialer, Johannes C. Bockenheimer, Ivo Bozic, Irene Eidinger, Stephan Grigat, Julia Hoffmann, Susanne Knaul, Ben Salomo, Shahak Shapira
Kongress und Konzert organisiert von der Wochenzeitung Jungle World
Performances
#CommemorativeAbsolution
Do, 22. Juni / Fr, 23. Juni / Sa, 24. Juni / So, 25. Juni
Yael Bartana, Michal Helfman (Do+So 16–20 Uhr, Fr+Sa 16–21 Uhr, fortlaufend)
#BodyBoycott
Do, 29. Juni / Fr, 30. Juni / Sa, 1. Juli / So, 2. Juli
Adam Linder (Do+So 18–20 Uhr, Fr+Sa 18–21, fortlaufend),
Susanne M. Winterling (Do+So 16–20 Uhr, Fr+Sa 16–21 Uhr, fortlaufend)
#EnactingCohabitation
Do, 6. Juli / Fr, 7. Juli / Sa, 8. Juli / So, 9. Juli
Yochai Avrahami (Do 19 Uhr, Fr–So 20 Uhr *),
Antje Majewski (Do 18 Uhr, Fr–Sa 18+19 Uhr, So 16 Uhr, mit Anmeldung **)
#PowerAsymmetry
Di, 11. Juli / Mi, 12. Juli / Do, 13. Juli / Fr, 14. Juli / Sa, 15. Juli / So, 16. Juli
Ohad Fishof und Noa Zuk (Di–Do 17+19 Uhr, mit Anmeldung **),
Noam Enbar und Yonatan (Do 21 Uhr, Fr–Sa 18+20 Uhr, mit Anmeldung **, Do im Anschluss Publikumsgespräch),
Christian Falsnaes (Fr–So 16–21 Uhr, fortlaufend)
#OpenStage
An allen Performancetagen ab 16 Uhr
Diskussionen
#SpaceOfDebate
Donnerstags, 20 Uhr, anschließend Bar
Juni: Hate Speech: Virtuelle Architekturen, mit Leon Kahane und Roger Bundschuh
Juni: Über Ökologie und Wasserpolitik, mit Anders Ami Ettinger, Antje Majewski, Clemens Messerschmid, Susanne M. Winterling
Juli: Voices of the Next State, mit Omer Krieger und Gästen
Screenings
#MovingThoughts
Sonntags, 20.30 Uhr, anschließend Bar
Juni: Zen for TV and the Birth of the Palestinian Refugee Problem (Regie: Dani Gal); Al Midya (Regie: Dani Gal), ausgewählt und kommentiert von Dani Gal und Chen Tamir
Juli: Condition (Regie: Ali Aldeek); Milliarden für den Stillstand: Die Rolle der EU im Nahost-Konflikt (Regie: Sabrina Dittus), ausgewählt und kommentiert von Susanne M. Winterling
Juli: Stalags – Holocaust and Pornography in Israel (Regie: Ari Libsker); Shtikat Haarchion (Regie: Yael Hersonski), ausgewählt von Yael Bartana und kommentiert von Sophie Goltz
Juli, 17 Uhr: Max Kahane, Shoah Foundation, unveröffentlichtes Interview, ausgewählt und kommentiert von Leon Kahane und Roger Bundschuh
* / ** Pünktlicher Beginn, kein Nacheinlass.
** Begrenzte TeilnehmerInnenzahl, Anmeldung unter E-Mail: copc@nbk.org oder Telefon: +49 (0)30 280 70 20 (Mo–Fr 10–16 Uhr).
Eintritt frei zu allen Veranstaltungen.
Weitere Informationen zu den einzelnen Programmpunkten im Ausstellungsbooklet.