Nan Goldin. The Crowd, Paternò
4. März 2022 – 28. August 2022
Musik: Soundwalk Collective
Kuratorin: Lidiya Anastasova
Nan Goldin erlangte seit den 1980er Jahren internationale Bekanntheit mit intimen fotografischen Aufnahmen von Personen aus ihrem Lebensumfeld und gilt als eine der derzeit einflussreichsten US-amerikanischen Künstler*innen. Sie dokumentiert unmittelbar und empathisch Freundschaften, Liebesbeziehungen, körperliche Misshandlungen sowie AIDS-Erkrankungen. Stets hinterfragt sie dabei gesellschaftliche Normen, indem sie unterschiedliche Lebensmodelle, Geschlechtsidentitäten und Sexualitäten sichtbar macht. Ihr ikonisches Werk The Ballad of Sexual Dependency (1983–2008), eine als Dia-Sound-Show konzipierte Installation, gilt als bahnbrechend und prägte eine neue Ästhetik. Zu ihren neueren Arbeiten gehört die digitale Dia-Show Memory Lost (2019–2021), die sie als eines ihrer radikalsten Werke erachtet. Atmosphärisch dicht bilden die Fotografien ein Narrativ über die dunkelsten Stunden eines von der Drogensucht beherrschten Lebens und über die Komplexität menschlicher Erinnerung. Diesem Werk entspringt die Arbeit The Crowd, Paternò (2004), welche die Künstlerin eigens für die Reihe n.b.k. Billboard adaptiert und mit einem Soundstück begleitet hat, das in Kollaboration mit Soundwalk Collective (Stephan Crasneanscki und Simone Merli) entstanden ist.
2017 gründete Nan Goldin die Aktivist*innen-Gruppe P.A.I.N. (Prescription Addiction Intervention Now), die auf die sich insbesondere in den USA ausbreitende Abhängigkeit von Schmerzmitteln aufmerksam macht. Seit 2018 demonstriert die Gruppe wiederholt in Museen gegen das Sponsoring der Familie Sackler, deren Medikamentenkonzern Purdue Pharma das Opioid OxyContin herstellt – ihr umsatz-stärkstes Arzneimittel, das als ein Auslöser der Opioid-Krise in den USA angesehen wird. Infolge der Proteste lehnten mehrere große Ausstellungshäuser weitere finanzielle Förderungen durch die Sackler-Familie ab und entfernten deren Namen aus ihren Räumlichkeiten, darunter der Louvre in Paris und das Metropolitan Museum of Art in New York.
Nan Goldin (*1953 in Washington, D.C., lebt in New York) wurde mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt, u. a. mit der Centenary Medal der Royal Photographic Society, London (2018), dem Hasselblad Award (2007) und als Commandeur des Arts et des Lettres Frankreichs (2006). Ihre Werke waren u. a. zu sehen: Tate Modern, London (2019); Château de Versailles, Frankreich (2018); Irish Museum of Modern Art, Dublin (2017); Museum of Modern Art, New York (2016).
Diskursprogramm
Samstag, 6. August 2022, 19 Uhr
Screening und Vortrag zu Nan Goldin: Memory Lost, mit anschließender Sommerbar mit ODE Aperitif
In deutscher Sprache