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Clemens von Wedemeyer, Im Angesicht (2016), Videostill
Clemens von Wedemeyer, Against the point of view (2016), Videostill
Clemens von Wedemeyer 2016, Foto: Jens Ziehe
Clemens von Wedemeyer, Im Angesicht (2016), Videostill
Clemens von Wedemeyer, Ohne Titel (Alles) (2016), Die Pferde des Rittmeisters (2016); Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein 2016, Foto: Roman März
Clemens von Wedemeyer, Against the point of view (2016); Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein 2016, Foto: Roman März
Clemens von Wedemeyer, Artemowsk 1941 (2016), Ohne Titel (Alles) (2016); Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein 2016, Foto: Roman März
Clemens von Wedemeyer, Im Angesicht (2016), Videostill
Clemens von Wedemeyer, Against the point of view (2016), Videostill
Clemens von Wedemeyer 2016, Foto: Jens Ziehe
Clemens von Wedemeyer, Im Angesicht (2016), Videostill
Clemens von Wedemeyer, Ohne Titel (Alles) (2016), Die Pferde des Rittmeisters (2016); Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein 2016, Foto: Roman März
Clemens von Wedemeyer, Against the point of view (2016); Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein 2016, Foto: Roman März
Clemens von Wedemeyer, Artemowsk 1941 (2016), Ohne Titel (Alles) (2016); Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein 2016, Foto: Roman März
Clemens von Wedemeyer, Im Angesicht (2016), Videostill
Clemens von Wedemeyer, Against the point of view (2016), Videostill

Clemens von Wedemeyer. P.O.V.

28. Mai 2016 – 31. Juli 2016


Erdgeschoss

Kurator: Marius Babias


Clemens von Wedemeyers künstlerische Praxis wird in Videoarbeiten, Kurzfilmen und mehrkanaligen Installationen sichtbar. Seine Auseinandersetzung mit historischen Phänomenen bildet dabei den Ausgangspunkt seines Interesses und stellt sozio-politische Bezüge bis in die Gegenwart her. Mit non-linearen Erzählformen entwirft der Künstler Verdichtungen, die die Ebenen des Historischen und Fiktionalen ineinandergreifen lassen.


Ausgangspunkt der Ausstellung P.O.V. (Point Of View) im Neuen Berliner Kunstverein, die sieben neue Arbeiten versammelt, ist das dokumentarische Filmmaterial des Rittmeisters Freiherr Harald von Vietinghoff-Riesch, der als Amateur-Kameramann im Europa des Zweiten Weltkrieges zwischen 1938 und 1942 hinter der Front filmte. Am Beispiel des Materials untersucht von Wedemeyer Bildräume und Grenzen der subjektiven Kamera im Krieg. Die historischen Aufnahmen werden verglichen, analysiert und durch eine experimentelle Präsentation erfahrbar gemacht. Die Untersuchung findet über eine Analyse der Aufnahmegegenstände, der Orte, Blickpunkte und Blickdauer sowie über weitere filmspezifische Koordinaten statt. Von Wedemeyer befragt dabei, wer hinter der Kamera steht und worüber ein subjektiver Blick im Krieg Aufschluss geben kann. Das 16mm-Material dient dabei als Grundlage für neueste medial-räumliche Installationen. So wird in der Arbeit* Against the point of view (2016) eine Szene des historischen Filmmaterials von Harald von Vietinghoff-Riesch isoliert und in einer Computerspiel-Umgebung in der Art der „Virtual Battlefields“ rekonstruiert, um alternative Verläufe des historischen Ereignisses zu ermöglichen. In den beiden Video-Essays Die Pferde des Rittmeisters (2015) und Im Angesicht (2016) werden ganz unterschiedliche Motive neu montiert. Im ersten Werk werden Pferde zu zentralen Protagonisten der Kriegsmaschinerie, im zweiten zeigt sich die Sicht des Kameramanns auf Zivilisten, auf Kriegsgefangene und schließlich auf Wehrmachtssoldaten, wodurch die Perspektive der Täter deutlich wird. Was man nicht sieht (2016) zeigt ein Gespräch mit dem Literaturwissenschaftler, Kulturtheoretiker und Schriftsteller Klaus Theweleit, dem Direktor des Neuen Berliner Kunstvereins Marius Babias und Clemens von Wedemeyer, in dem die historischen Aufnahmen während einer Materialsichtung kommentiert und Aspekte wie der ethnografische Blick, Soldaten als Touristen und die Verbrechen der Wehrmacht analysiert werden. Die weiteren neuen Videoarbeiten in der Ausstellung reflektieren den Film in der Kontinuität früherer Kriege und zeigen, wie sich im Filmmaterial Erinnerungen der Amateurfilmer konstruieren. Ohne Titel (Alles) (2016) zeigt das mehr als dreistündige 16mm Original-Filmmaterial auf vier Minuten gerafft.


Die Recherche und Produktion ist in konzeptioneller Zusammenarbeit von Clemens von Wedemeyer mit dem Künstler Eiko Grimberg entstanden.



Clemens von Wedemeyer (*1974 in Göttingen, lebt in Berlin) studierte Fotografie und Medien an der Fachhochschule Bielefeld und an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, wo er seit 2013 als Professor für Medienkunst tätig ist. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen internationalen Ausstellungen gezeigt und seine Filme waren auf diversen Filmfestivals zu sehen, zuletzt u. a.: Forum Expanded, Berlin (2016); Filmfestival Diagonale, Graz (2016); Museum of Contemporary Art, Chicago (2015); Braunschweiger Kunstverein (2014); Museo nazionale delle arti del XXI secolo, Rom (2013); dOCUMENTA (13), Kassel (2012); Frankfurter Kunstverein (2011); Barbican Centre, London (2009); PS1, New York (2006).



Zur Ausstellung erscheint eine Publikation in der Reihe „n.b.k. Ausstellungen“ im Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, mit einem Vorwort von Marius Babias und Beiträgen von Tobias Ebbrecht-Hartmann, Tom Holert und Klaus Theweleit.



Programm Kunstvermittlung


Mittwoch, 1. Juni 2016, 19 Uhr

Other Planes of There

Künstleringespräch und Filmscreening mit Renée Green (Künstlerin, Professorin MIT Program in Art, Culture & Technology (ACT), Somerville / Massachusetts und New York) und André Rottmann (Kunsthistoriker, Kolleg-Forschergruppe BildEvidenz, Freie Universität Berlin)


Donnerstag, 23. Juni 2016, 19 Uhr

Über Holger Meins – ein Versuch, unsere Sicht heute (1982)

Filmprojektion und Diskussion mit den Regisseuren Gerd Conradt und Hartmut Jahn, moderiert von Siegfried Zielinski (Medientheoretiker, Rektor der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe)


Donnerstag, 7. Juli 2016, 19 Uhr

Zum subjektiven Blick im Krieg

Künstlergespräch mit Clemens von Wedemeyer (Künstler, Berlin), Gertrud Koch (Professorin für Filmwissenschaft an der Freien Universität Berlin) und Volker Pantenburg (Gastprofessor für Filmwissenschaft an der Freien Universität Berlin)


Sonntag, 31. Juli 2016, 20 Uhr

Mark Waschke

Lecture Performance

Der Neue Berliner Kunstverein wird gefördert durch die LOTTO-Stiftung Berlin.