Über Leben – Biopolitische Perspektiven in Wissenschaft und Kunst
Samstag, 13. Mai 2017, 15:00 Uhr
Tagung mit Ute Meta Bauer, Hartmut Böhme, Frank Fehrenbach, Andreas Greiner, Inge Hinterwaldner, Peter Schiering, Georg Toepfer, Janina Wellmann
Konzeption: Hartmut Böhme und Beate Slominski
Die Tagung über Leben – Biopolitische Perspektiven in Wissenschaft und Kunst diskutiert Konzepte des Lebens im Rahmen verschiedener Wissenschaften sowie mit Blick auf Verfahren zur Integration biowissenschaftlicher Erkenntnisse in soziale und kulturelle Institutionen. Die Biowissenschaften provozieren einen allgemeinen Orientierungsbedarf über den Lebensbegriff und stehen damit in der Tradition einer Bestimmung des Menschen, die mindestens seit dem 17. Jahrhundert virulent ist. Die technischen Potentiale, die sich an die Fortschritte der Biologie anschließen, münden in Problemlagen, die sich allein naturwissenschaftlich nicht beantworten lassen. Vielmehr stellen sich Fragen nach der kulturanthropologischen Bedeutung biotechnisch generierter Entitäten sowie nach deren Einbindung in bestehende kulturelle Kontexte. In diese scheinbar innerwissenschaftlichen Problemstellungen intervenieren auch die Künste: Zeitgenössische Positionierungen der Künste in der Bio-Art, im Anthropozän und in der Geo-ästhetik verstehen sich als künstlerische Erforschung und Darstellung der Biosphäre.
Gegenwärtig scheint die Biologie kurz vor einer technischen Beherrschung des Lebens zu stehen. Dennoch hat es den Anschein, dass in unserem Jahrhundert die Frage nach dem Leben, statt geklärt zu sein, immer weitere Probleme und Komplikationen mit sich bringt. Die populären Diskussionen um die kulturellen, politischen und wissenschaftlichen Folgen der Lebenswissenschaften zeigen, wie wichtig es ist, biologische nicht von kulturellen Dimensionen zu trennen. Trotz der gewachsenen Einsicht in die Wechselwirkungen zwischen „Wissenschaft“ und „Kultur“ erfolgt eine intensivere Diskussion der das Selbstverständnis des Menschen fundamental betreffenden Fortschritte der Biologie erst seit relativ kurzer Zeit. So bleiben u. a. folgende Fragen offen, die auf der Tagung diskutiert werden sollen: Als was soll die lebendige (menschliche) Entität verstanden werden? In welcher Weise werden die Grenzen zwischen unbelebten und belebten Entitäten im Vollzug avancierter Technologien verwischt? Wann beginnt Leben? Welchen Status nehmen Selbstorganisation, Selbstgenerativität und Empfindungsfähigkeit von Organismen ein? Wie ist der Zusammenhang zwischen Kultursymbolen und biologischer Bedeutung zu konstruieren? Wie erzeugen Organismen im Wechselspiel mit der Außenwelt eine Sinnsphäre? Welchen Beitrag leisten die Künste zur Bestimmung des Lebendigen?
Programm
Samstag, 13. Mai 2017
13–16 Uhr
Hartmut Böhme
Einführung und Moderation
Professor emeritus für Kulturtheorie und Mentalitätsgeschichte, Humboldt-Universität zu Berlin
Frank Fehrenbach
Quasi vivo. Das Lebendige als Bild
Alexander von Humboldt-Professur, Kunstgeschichtliches Seminar, Universität Hamburg
Georg Toepfer
Leben darstellen: Sprüche, Diagramme, Bilder
Leiter des Forschungsschwerpunkts „Lebenswissen“, Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin
Janina Wellmann
Zwischen Schnitten. Konstruktionen von Leben in der modernen Biologie
Juniordirektorin der DFG-Kollegforschergruppe „Medienkulturen der Computersimulation“, Leuphana Universität Lüneburg
16.30–19.30 Uhr
Peter Schiering
Einführung und Moderation
Kulturjournalist, Initiator und Vorsitzender SALON NEUCOLOGNE e. V. , Berlin
Ute Meta Bauer
Jam Sessions zwischen Arachniden und Homo Sapiens – Arachnid Orchestra von Tomás Saraceno
Professorin und Gründungsdirektorin NTU Centre for Contemporary Art Singapore
Inge Hinterwaldner
Lebendigkeit aus dem Rechner oder berechnete Lebendigkeit?
Professorin für Kunst- und Bildgeschichte der Moderne und Gegenwart, Humboldt-Universität zu Berlin
Andreas Greiner
I am not the Artist
Bildender Künstler, Träger des GASAG-Kunstpreises 2016
