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Artist Talk: What’s Good Socially Engaged Performance Art?

Donnerstag, 10. April 2025, 19:00 Uhr

Künstler*innengespräch
Veranstaltung vor Ort
In englischer Sprache

Mit Suzanne Lacy (Künstlerin, Los Angeles und London) und Alistair Hudson (Wissenschaftlich-künstlerischer Vorstand des ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe)

Im Rahmen der Ausstellung Uncertain Futures (2. März 2025 – 4. Mai 2025) im n.b.k. spricht die US-amerikanische Künstlerin Suzanne Lacy mit dem Kurator und Museumsleiter Alistair Hudson über die Frage, was eine gelungene sozial engagierte Performancekunst ausmacht. Das von Lacy initiierte und über einen Zeitraum von fünf Jahren mit zahlreichen Beteiligten erarbeitete Projekt Uncertain Futures (seit 2019) verbindet Kunst, Forschung und Aktivismus: Es zielt darauf ab, einen echten sozialen Wandel zu bewirken und Politik sowie Gesetzgebung zu beeinflussen. Als solches steht Uncertain Futures exemplarisch für die künstlerische Praxis von Suzanne Lacy: Seit über 40 Jahren hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, in groß angelegten und aufwändig choreografierten performativen Arbeiten verschiedene Gruppen zu öffentlichen Gesprächen über drängende gesellschaftliche Probleme zusammenzubringen. Als eine der ersten Teilnehmerinnen des von Judy Chicago gegründeten Feminist Art Program (1970) – dem ersten feministischen Kunststudiengang in den USA – sowie als Studentin von Allan Kaprow schuf Suzanne Lacy nicht nur früh aktivistische und gemeinschaftsorientierte Kunst, sondern leistete auch Pionierarbeit in der feministischen Kunstvermittlung und in der Entwicklung sozial engagierter Projekte an zahlreichen Institutionen.


Zu Lacys bekanntesten Arbeiten gehört u. a. das Schlüsselwerk Three Weeks in May (1977), eine dreiwöchige Performance, die das Ausmaß an Vergewaltigungen in Los Angeles aufdeckte. Lacy und Leslie Labowitz Starus gründeten in der Folge das feministische Bündnis Ariadne: A Social Art Network (1978–1982). Nachfolgende Projekte Lacys wie Whisper, the Waves, the Wind (1984, mit Sharon Allen) und Crystal Quilt (1987) widmeten sich dem Leben, den Beziehungen, Hoffnungen und Ängsten älterer Frauen. Beide Performances waren als tableaux vivants konzipiert, bei denen eine große Zahl an Teilnehmerinnen eingeladen war, ihre Beobachtungen und Erinnerungen mit dem Publikum zu teilen – eine Methode, die Lacy in der Folge immer wieder einsetzte, um Stereotypen zu hinterfragen. Umfangreich und weitreichend war auch eine unter dem Titel The Oakland Projects (1991–2001) zusammengefasste Serie von Installationen, Performances und politischen Aktivitäten, für die Lacy über einen Zeitraum von 10 Jahren mit Teenagern, Pädagog*innen, Künstler*innen und Medienschaffenden in Oakland, Kalifornien, zusammenarbeitete, um ein neues Bewusstsein für Polizeigewalt und soziale Ungerechtigkeit zu schaffen.


In zahlreichen weiteren Projekten blieb Lacy feministisch motivierten Fragestellungen treu und realisierte wiederholt Performances zum Thema Gewalt gegen Frauen (Tattooed Skeleton, 2010; Storying Rape, 2012; Three Weeks in January: End Rape in Los Angeles, 2012; De tu Puño y Letra, 2014–2015; u. a.) sowie mit sich für die Rechte von Frauen einsetzenden Aktivistinnen (Stories of Work and Survival, 2007; Between the Door and the Street, 2013; Silver Action, 2013; u. a.). Darüber hinaus arbeitete sie mit Communities u. a. zur Hinwendung zu erneuerbaren Energien in einem Kohleabbaugebiet (Beneath Land and Water, mit Yutaka Kobayashi und Susan Leibovitz Steinman, 2000–2006), zu den Folgen der globalen Finanzkrise für ländliche Gemeinschaften (Reunion / Reunión, mit ihren Studierenden, 2009–2010), zum Niedergang der Textilindustrie im Nordwesten Englands (The Circle and the Square, 2015–2017) und zu den Auswirkungen des Brexit auf die irischen Grenzbewohner*innen (Across and In-Between, 2018).


Im Rahmen des Künstlerinnengesprächs im n.b.k. stellt Suzanne Lacy ausgewählte Arbeiten vor und diskutiert deren Hintergründe und Effekte mit Alistair Hudson, der als ehemaliger Direktor der Manchester Art Gallery das Projekt Uncertain Futures in seinen Anfängen begleitete.


Eintritt frei

 

 

Teilnehmer*innen

 

Alistair Hudson (* 1969) ist ein international tätiger Kurator und Museumsleiter und seit dem 1. April 2023 wissenschaftlich-künstlerischer Vorstand des ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe. Von 2018 bis 2022 leitete er als Direktor zwei Museen in Manchester: die städtische Manchester Art Gallery sowie The Whitworth. Letzteres ist das Kunstmuseum der Universität Manchester, an dem er zugleich Professor für Arte Útil (nützliche Kunst) war. Mit seinem Konzept des „useful museum“ versteht Alistair Hudson Kunst- und Kulturinstitutionen als Orte für gesellschaftliche Verantwortung und Veränderung und definiert künstlerische und kuratorische Praxis als soziale Praxis. Ab 2014 war er Direktor des Middlesbrough Institute of Modern Art, das er in Zusammenarbeit mit den Bewohner*innen der Stadt grundlegend umgestaltete, um ihm einen sozialen Aspekt zu verleihen. Gemeinsam mit der Künstlerin Tania Bruguera leitet Hudson die Asociación de Arte Útil, ein internationales, wachsendes Netzwerk, das mit Institutionen wie dem Van Abbemuseum in Eindhoven, INSTAR in Havanna und YBCA San Francisco zusammenarbeitet. Hudson war zudem unter anderem Mitglied der Jurys für den Turner-Preis und den Artes Mundi-Preis sowie Mitglied des Auswahlkomitees für den Britischen Pavillon der Biennale von Venedig 2021.

 

Suzanne Lacy (*1945 in Wasco/Kalifornien) lebt und arbeitet in Los Angeles. 2019 wurde sie im San Francisco Museum of Modern Art und im Yerba Buena Center for the Arts mit einer umfassenden Retrospektive ihres Werks geehrt. Weitere Ausstellungen u. a.: Queens Museum, New York (2022); Whitworth Gallery, Manchester /UK (2021); Museum of Modern Art, New York (2021; 1983); Mori Art Museum, Tokio (2021); Centro Andaluz de Arte Contemporáneo, Sevilla (2020); Whitney Museum of American Art, New York (2015; 1993); Tate Modern, London (2013); Museum of Contemporary Art, Los Angeles (2012; 2008; 2007;1998); Akademie der Künste, Berlin (2008); Museo de Bellas Artes de Bilbao (2007); Centre Pompidou, Paris (2006); New Museum, New York (1983); Institute of Contemporary Arts, London (1980), The Woman’s Building, Los Angeles (1974). Als Autorin prägte Lacy den Diskurs um eine sozial verantwortliche und aktivistische, öffentliche Kunst mit ihren Anthologien Mapping the Terrain: New Genre Public Art (Seattle: Bay Press, 1994) und Leaving Art: Writings on Performance, Politics, and Publics, 1974–2007 (Durham: Duke Univ. Press, 2010). Seit 2016 ist Lacy Professorin an der Roski School of Art and Design der University of Southern California.