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Mythos der Kreativität

Mittwoch, 2. Oktober 2019, 21:00 Uhr

Podiumsdiskussion
Veranstaltung vor Ort
In deutscher Sprache

Diskussion mit Florian Hertweck (Architekt, Universität Luxemburg), MetroZones – Zentrum für städtische Angelegenheiten (Berlin), Nina Scholz (Journalistin und Autorin, Berlin), Schroeter & Berger (Gestalter, Berlin)

Berlin gilt heute als kreativ, smart und innovativ. über die Umwege von Subkultur, Kunst und Kreativität ist die Stadt doch noch zur Global City geworden. Denn in Berlin weiß man sich als Hort der Künstler*innen, Kulturschaffenden und Start-Ups zu inszenieren. Diese Inszenierung Berlins als Innovations- und Kreativlabor ist dabei Teil einer „Kulturalisierung des Urbanen“ (Andreas Reckwitz), in der städtische Kreativität und Kultur gezielt mobilisiert und als Ressource verwertet werden. Wie so oft frisst die Revolution ihre Kinder: Der Mythos des kreativen Berlin führt seinerseits zu Verdrängung und Exklusion, zu Institutionalisierung und Kommodifizierung. Was ist dran an der Erzählung vom kreativen Berlin? Welche positiven und negativen urbanen Impulse hat die Szene entfaltet? Und wie können unabhängige kreative Räume erhalten und neu gebildet werden und zur Förderung einer Stadt für alle beitragen?


Die Ausstellung 1989–2019: Politik des Raums im Neuen Berlin skizziert die urbanistische und architektonische Entwicklung Berlins vom vermeintlichen „Ende der Geschichte“ her: Wie ist Berlin zu dem geworden, was es heute ist? Eigens für die Ausstellung realisierte Projekte machen unterschiedliche stadträumliche Politiken und ihre Folgen für das Berlin von heute anschaulich. Sie stellen teils widersprüchliche Prozesse und Narrative dar, die sich bis heute im gebauten Berlin überlagern und verdichten. Das eine Berlin gibt es nicht, dafür viele Mythen und Imaginationen dessen, was Berlin sein soll. Die Ausstellung reflektiert die Perspektiven und Mythen der Geschichte, des Marktes und der Kreativität.


Im Rahmen eines umfangreichen Diskursprogramms sollen selektive Blicke in die Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Stadt ausloten, wie das urbane Berlin heute zusammengesetzt ist. Politikerinnen, Architektinnen, Stadttheoretikerinnen, Künstlerinnen und Aktivist*innen diskutieren die Politiken des Raums im Neuen Berlin: Was tun gegen geschichtsvergessene Bestrebungen? In welcher Verfassung sind urbane soziale Bewegungen derzeit, wie lässt sich ihr Verhältnis zu Parteipolitik emanzipatorisch fassen? Welche Zusammenschlüsse, Planungsansätze und Architekturen werden benötigt, um ein solidarisches Berlin der Offenheit zu gestalten?



Florian Hertweck ist Architekt und Professor an der Universität Luxembourg, wo er dem Masterprogramm „Architecture, European Urbanisation and Globalisation“ vorsteht. In verschiedenen Publikationen beschäftigte er sich mit der urbanen Transformation Berlins nach 1989. 2018 kuratierte er mit Andrea Rumpf den luxemburgischen Pavillon für die Architekturbiennale in Venedig und gab in diesem Rahmen ARCH+ 231: The Property Issue – Von der Bodenfrage und neuen Gemeingütern mit heraus.


metroZones – Zentrum für städtische Angelegenheiten hat sich 2007 in Berlin als unabhängige Vereinigung für kritische Großstadtforschung gegründet. An den Schnittstellen zwischen Kunst, Wissenschaft und Politik kombiniert das Team in seinen Projekten Ansätze der Forschung und Wissensproduktion mit kulturellen und kuratorischen Praktiken sowie politischen Interventionen. Dabei arbeitet metroZones in transnationalen, disziplinüberschreitenden und institutionellen Kooperationen. Ziel ist die öffentliche Thematisierung – und Politisierung – urbaner Belange, Alltagswelten und Konflikte.


Nina Scholz lebt als Journalistin in Berlin. Sie betreut bei Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur das „Audience Development“ mit und schreibt für taz, Freitag, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, analyse & kritik und andere Medien über Digitalen Kapitalismus, Alternativen und Widerstand. 2014 erschien ihr Buch Nerds, Geeks und Piraten. Digital Natives in Kultur und Politik.


Schroeter & Berger ist ein Gestaltungsbüro, das 2005 von Maximilian Sauerbier und Sebastian Helm an der Bauhaus-Universität in Weimar gegründet wurde. In ihre Entwürfe lassen sie die Stilmittel und* Gestaltungsmaximen der Moderne, des Konstruktivismus und der russischen Avantgarde, der visuellen Poesie, der Neuen Sachlichkeit sowie der klaren Typografie der Schweiz einfließen. Neben Auftragsarbeiten realisieren sie konzeptuell, interdisziplinär und crossmedial visuelle und auditive Arbeiten, die sie als gesellschaftsbezogene Vorhaben verstehen. Ihre Arbeiten werden international auf Festivals, in Radio und Fernsehen, in Museen und Galerien präsentiert.

Der Neue Berliner Kunstverein wird gefördert durch die LOTTO-Stiftung Berlin