2003, Fotografie, 90 × 60 cm, Auflage 5 + 1 AP, Zertifikat
Hans Haacke
In seiner interdisziplinären künstlerischen Praxis untersucht Hans Haacke ökonomische, ökologische und politische Prozesse und Systeme und hinterfragt vorherrschende Machtverhältnisse. Die Fotografie Wir (Alle) sind das Volk entstand 2003 im Zuge eines nicht realisierten Wettbewerbsentwurfs für den Hof der Nikolaikirche in Leipzig. Die 600 Lichtpunkte auf dem Pflaster, die in unregelmäßigen Zeitabständen aufleuchten und verlöschen, sowie der in blauem Licht auf die Kirchenfassade projizierte Satz „Wir (Alle) sind das Volk“ erinnern an die friedlichen DDR-Proteste 1989. Durch die minimale Veränderung der damaligen Parole „Wir sind das Volk“ fragt Haacke danach, welche Vorstellungen hinter den Begriffen „Wir“ und „Volk“ stehen und bewahrt so den historischen Satz vor der Gefahr rassistischer Umdeutung. Seit 2003 entwickelte Haacke das Konzept stetig weiter und zeigte die Arbeit international an unterschiedlichen Orten, u. a. auf der documenta 14 (in Athen und Kassel), im Stedelijk Museum voor Actuele Kunst (S.M.A.K.) in Gent, im New Museum in New York sowie auf Initiative des Neuen Berliner Kunstvereins in Kooperation mit zahlreichen Partnerinstitutionen im Rahmen der Art Week 2020 in Berlin. Mit der Foto-Edition für den n.b.k. verweist Haacke auf das Ursprungskonzept der mittlerweile kanonischen Arbeit.
Haacke ist mehrfacher Teilnehmer der Biennale Venedig (2015; 2009; 1993; 1976) sowie der documenta (2017; 2002; 1987; 1982; 1972). 1993 erhielt er gemeinsam mit Nam June Paik den Goldenen Löwen für die Gestaltung des Deutschen Pavillons. Darüber hinaus waren seine Arbeiten zuletzt u. a. zu sehen: Neuer Berliner Kunstverein (2020); New Museum, New York (2019); Haus der Kunst, München (2017); Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig, Wien (2017).