Monika Baer. Neue Bilder. Hannah-Höch-Preis 2020
12. Juni 2020 – 2. August 2020
Kurator: Marius Babias
Monika Baer wird mit dem Hannah-Höch-Preises 2020 des Landes Berlin für ihre herausragenden künstlerischen Leistungen ausgezeichnet – anlässlich der Verleihung würdigt der Neue Berliner Kunstverein (n.b.k.) ihr komplexes malerisches Oeuvre mit einer Einzelausstellung. In dieser ersten umfassenden Präsentation in einer Berliner Institution gewährt Baer Einblick in ihre aktuellsten Versuchsanordnungen, die im letzten Jahr in Los Angeles begonnen wurden. Mit einer neuen Konstellation großformatiger Gemälde und kleinformatiger Collagen setzt sie ihre Untersuchung kunsthistorischer Referenzen sowie der Möglichkeitsräume fort, die gemalte Bilder herstellen können.
Baers seriell angelegte Werkkomplexe bedienen sich verschiedenartiger malerischer Traditionen und Techniken, von monochromen und gegenständlichen Ansätzen bis hin zum Aufbrechen der Leinwandfläche. Während ihres Studiums in den 1980er Jahren stellte die Kunstkritik angesichts der damals vorherrschenden Repolitisierung künstlerischer Praxis den Autonomieanspruch und den Innovationscharakter der Malerei in Frage. Aus diesem Konfliktfeld heraus entschied sich Baer bewusst für die Malerei – mit dem Interesse, die Voraussetzungen im Umgang mit dem Medium weiterhin zu problematisieren, was bis heute eine ihrer zentralen künstlerischen Fragestellungen geblieben ist.
Baers Malerei ist geleitet von einer Auffassung des Gemäldes als Aufführungsort, ebenso wie von Fragen nach einer kulturhistorisch imprägnierten Choreografie des Sehens. In ihren neuesten, im Neuen Berliner Kunstverein präsentierten Werken setzt sich ihre bereits 1995 begonnene Auseinandersetzung mit dem Bildraum als Kulisse fort. Mauern strukturieren Vorder- und Hintergrund perspektivisch und nehmen Bezug auf steinerne Brüstungen und Einfassungen, wie sie in der der Porträtmalerei der Renaissance zu finden sind. Als Akteure der Bilder sind Bäume und Baumstümpfe zu sehen, die sich in diagonalen Bewegungen vor einem exaltiert-farbigen Himmel emporstrecken, die sich schälen oder kippen, Rindenstücke zurücklassend. In der Wiederholung von Bildaufbau und Neigungswinkeln verweist die Künstlerin darauf, dass es ihr nicht um Illusionseffekte, sondern um den konkreten Gegenstand als Verkörperung geht, den es in seiner jeweils spezifischen, metonymischen Gestalt sowie als Teil einer Aufführung zu ergründen gilt.
Monika Baer (*1964 in Freiburg im Breisgau, lebt und arbeitet seit 1999 in Berlin) studierte Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf. Sie lehrt an der Hochschule für Bildende Künste Städelschule in Frankfurt am Main, 2018–2019 war sie Regents’ Lecturer an der University of California in Los Angeles. Zuvor hatte sie eine Professur am Bard College, New York, inne. Einzelausstellungen (Auswahl): Kunstmuseum Bonn (2019); Kestner Gesellschaft, Hannover (2016); Museum Abteiberg, Mönchengladbach (2016); Art Institute of Chicago (2013); Pinakothek der Moderne, München (2006); Bonnefantenmuseum, Maastricht (2005). Gruppenausstellungen (Auswahl): WIELS Contemporary Art Centre, Brüssel (2017); Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (2016); Museum Brandhorst, München (2015); Museum Ludwig, Köln (2013); Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid (2010); documenta, Kassel (2007).
Ausstellungsgespräche
Donnerstag, 25. Juni 2020, 19 Uhr
Monika Baer und Tonio Kröner (Künstler, Berlin)
In deutscher Sprache
Donnerstag, 9. Juli 2020, 19 Uhr
Monika Baer, Griselda Pollock (Kunsthistorikerin, Universität Leeds) und Susanne Leeb (Kunst-
historikerin, Professorin für zeitgenössische Kunst, Leuphana Universität Lüneburg)
In englischer Sprache
Donnerstag, 23. Juli 2020, 19 Uhr
Monika Baer und Kerstin Stakemeier (Professorin für Kunsttheorie und -vermittlung, Akademie der Bildenden Künste Nürnberg)
In deutscher Sprache
Begrenzte Teilnehmer*innenzahl – Anmeldung erforderlich.
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Publikation
Zur Ausstellung erscheint in der Reihe „n.b.k. Diskurs“, zurückgehend auf die Initiative von Monika Baer, die deutsche Erstausgabe des Essays „Modernity and the Spaces of Feminity“ (1988) von Griselda Pollock, einer Pionierin der feministischen Kunstgeschichte und -theorie. In der Auseinandersetzung mit der künstlerischen Praxis von Frauen in der Impressionistischen Gruppe bildet Pollocks Essay eine brillante Analyse bis heute nachwirkender Klassen- und Geschlechterverhältnisse seit Ende des 19. Jahrhunderts. Moderne und die Räume der Weiblichkeit, so der Titel der deutschen Ausgabe, erscheint in überarbeiteter und umfänglich kommentierter Fassung im Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, mit einem Vorwort von Klaus Lederer und Marius Babias sowie einer Einführung von Griselda Pollock. 120 Seiten, 30 Farbabbildungen, 19,80 Euro (15,00 Euro für n.b.k.-Mitglieder).